Wir essen Bananen aus Ecuador, hören Musik auf in China gefertigten MP3 Player und der Callcenter Mitarbeiter, der uns bei unseren Computerproblemen berät, sitzt mit großer Wahrscheinlichkeit in Indien. Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen werden schon seit Jahrtausenden über Ländergrenzen und Kontinente hinweg gehandelt. Mitte des 20. Jahrhunderts entwickeln sich dafür verbindliche Abkommen, das Welthandelssystem.
Wie aber funktioniert es und ist es überhaupt fair?

Schauen wir uns dafür ein Mal an, welche Unterschiede es zum Beispiel zwischen einem deutschen und einem ghanaischen Hühnerbauern gibt. In Deutschland setzt der Bauer auf Massentierhaltung, er produziert viel mehr Hühner, als sein Pendant in Afrika. Außerdem bekommt er von der EU zusätzliches Geld fürs Hühnerzüchten, sogenannte Subventionen. Die Industrieländer subventionieren ihre Landwirtschaft mit etwa 290 Milliarden Euro jährlich. Das ist siebenmal so viel, wie sie für Entwicklungshilfe ausgeben. Der durchschnittliche Europäer isst am liebsten Hühnerbrust, den Rest des Hühnerfleisches kauft er nicht so gerne und betrachtet ihn sogar für Abfall. Deshalb bietet der deutsche Bauer diese Reste außerhalb Europas auf dem Weltmarkt an. Dort wird von Erdöl über Orangensaft bis zu Flugzeugen alles Mögliche gehandelt und der Welthandel wächst rasant.

Die Regeln des Welthandels überwacht die WTO, die World Trade Organisation, welche 1994 gegründet wurde und mittlerweile 164 Mitgliedsländer vorzuweisen hat. Die WTO überwacht die Einhaltung von drei großen Abkommen, TRIPS, GATS, GATT und bestraft Verstöße dagegen. Des Weiteren fungiert sie bei Unstimmigkeiten zwischen 2 Länder als Schlichter.

Das Abkommen TRIPS regelt Dinge wie Markenrechte, Patente und Lizenzen. GATS betrifft den Handel mit Dienstleistungen, etwa Tourismus und Telekommunikation. Das älteste Abkommen ist das GATT. Es betrifft den Handel mit Waren, bestimmt also auch die Regeln, wenn der deutsche Bauer sein Hühnerfleisch auf dem Weltmarkt verkauft. Zum Beispiel an Großhändler, die es nach Ghana transportieren.

Aufgrund der Subventionen ist es billiger als ghanaisches Hühnerfleisch und der Bauer dort kann sein Fleisch kaum noch vertreiben. Vielen kleinen Bauern in Ghana geht es so, für sie lohnt sich Landwirtschaft nicht mehr und sie geben notgedrungen auf. Die Folge ist, dass Ghana immer mehr Lebensmittel importiert, um seine Bevölkerung zu ernähren. Mittlerweile sind 70 bis 80 % der oft fruchtbaren afrikanischen Länder auf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Eine Möglichkeit für Ghana wäre die Erhöhung der Einfuhrzölle, um diesen Trend abzuwenden. Die WTO aber ist, wie die meisten Experten der Meinung, dass solche Zölle schädlich für den Welthandel sind und drängt Ghana dazu, diese nicht zu erhöhen. Grundsätzlich möchte die WTO einen Welthandel schaffen, der möglichst keine Handelsbarrieren aufweist. Den Industrie- und Schwellenländern gelingt es aber oft durch ihr größeres politisches Gewicht, ihre Märkte mit solchen Barrieren zu schützen.

An diesem Problem setzt die FAIRTRADE Bewegung an. 2002 entwickelten Initiativen in 19 Länder ein gemeinsames Siegel. Durch gerechtere Handelsbeziehungen mit den Produzenten in den Entwicklungsländern soll deren Situation verbessert und das Welthandelssystem gerechter werden. Die Initiativen schließen in ihren Ländern Verträge mit Unternehmen ab. Diese verpflichten sich, bestimmte Standards einzuhalten und dürfen im Gegenzug das Fairtrade-Siegel für ihre Produkte nutzen. Die Unternehmen müssen den Produzenten in den Entwicklungsländern mehrjährige feste Abnahmeverträge und einen Preis über Weltmarktniveau zusichern. Dafür verpflichten sich die Produzenten ihren Angestellten bestimmte Standards bei den Arbeitsbedingungen sowie der Bezahlung zu bieten und sich umwelt- und sozialverträglich zu verhalten. Fair gehandelt werden vor allem Kaffee, Tee, Zucker, Obst, Kakao und Schokolade.

In seiner jetzigen Form bietet das Welthandelssystem den ärmsten Ländern kaum Entwicklungschancen, da die reichen Industrieländer die Entwicklungsländer zu stark benachteiligen können. Aus der Sicht Ghanas und der anderen Entwicklungsländer wären also folgende Reformen wünschenswert: 

  • eine Umgestaltung der Regeln des Welthandelssystems;
  • der Ausbau des fairen Handels;
  • eine stabile Rohstoffpolitik;
  • eine echte Öffnung der Märkte der Industrieländer.

Sonst bleibt das Welthandelssystem weiterhin ungerecht.