Muhammad Yunus bekam im Jahr 2006 zusammen mit der von ihm gegründeten Grameen Bank den Friedensnobelpreis. Ausgezeichnet wurde seine Idee und die Vorstellung des Mikrokredits. Bereits im 19. Jahrhundert von Genossenschaftsbanken erfunden, hat ihn Yunus zu einem eigenständigen Geschäftsmodell mit entwicklungspolitischem Hintergrund weiterentwickelt. Seitdem ist der Mikrokredit-Sektor extrem gewachsen und hat einen festen Platz in der entwicklungspolitischen Debatte. Aber was genau sind diese Kredite? Wo liegen ihre Vor-, Nachteile und wie könnte man das Mikrokreditwesen verbessern?
Entwicklungsländer
Unter den ärmsten Teilen der Bevölkerung ist in vielen Entwicklungsländern ein Teufelskreis zu beobachten. Kleinstunternehmer und Kleinbauern haben kein Kapital, um ihre wirtschaftliche Existenz zu verbessern. Ein Beispiel hierfür kann ein Kleinbauer sein, der Saatgut kaufen möchte oder eine Schneiderin, die in eine Nähmaschine investieren will. Da sie keine Sicherheiten haben, kriegen sie bei normalen Banken keinen Kredit und sind daher oft auf private Verleiher angewiesen, die extrem hohe Zinsen verlangen. Einen Ausweg sollen Mikrokredite bieten, also Kredite bis zu 1.000 Euro. Sie sollen Personen ohne Zugang zu Kapital ermöglichen, den ersten Schritt in eine selbstständige unternehmerische Tätigkeit zu machen oder in ihren kleinen Betrieb zu investieren. Mittlerweile sind Mikrokredite auf der ganzen Welt zu einem wesentlichen Sektor der Finanzindustrie geworden.

Ursprünglich sind diese von Institutionen entwickelt worden, die in erster Linie Entwicklungshilfe leisten Ursprünglich sind diese von Institutionen entwickelt worden, die in erster Linie Entwicklungshilfe leisten wollten. Heute werden Mikrokredite auch von normalen Banken als profitorientierte Dienstleistung angeboten. Bis zu 70.000 Institute vergeben diese Art von Krediten mit einem Gesamtvolumen von über 60 Milliarden Euro pro Jahr. Der Schwerpunkt der Vergabe liegt in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch in Industrieländern werden mittlerweile vermehrt Mikrokredite angeboten.
Konditionen
Allgemein werden diese Kredite zu ganz verschiedenen Konditionen vergeben. Viele Kreditgeber haben spezielle Voraussetzungen, um die Rückzahlungsquoten zu verbessern und die Rückzahlung sozial zu gestalten. Die Grameen Bank, das weltweit größte Mikrokreditinstitut, hat folgende Regeln:
- Mikrokredite werden fast nur an Frauen vergeben, da sie als zuverlässigere Kreditnehmer gelten. Gleichzeitig soll hiermit ein Anreiz zu mehr Selbstbestimmung der Frauen geleistet werden.
- Mehrere Personen müssen sich zusammenschließen, um einen Kredit zu bekommen. Sie bürgen füreinander und erzeugen somit Gruppenzwang.
- Die Bank steht im engen Kundenkontakt und berät die Kreditnehmer intensiv.
Andere Anbieter haben da wesentlich weichere Konditionen mit unterschiedlichen Zinssätzen. Die Grameen Bank nimmt etwa 20 %, wohingegen manche Banken Zinsen von 100 % oder mehr verlangen. Der weltweite Durchschnitt liegt bei etwa 37 % Zinsen im Jahr. Mikrokredite haben im Schnitt eine vergleichsweise hohe Rückzahlungsquote über 90 %.

Entwicklung
Mikrokredite als entwicklungspolitisches Instrument sind zunächst euphorisch gefeiert worden. Der marktwirtschaftliche Ansatz sollte die vermeintliche Ineffizienz der herkömmlichen Entwicklungshilfe ersetzen und die wirksame Unterstützung zur Selbsthilfe bieten. Mikrokredit-Programme sind auch immer wieder erfolgreich als ergänzendes Mittel der Entwicklungshilfe eingesetzt worden. Mittlerweile hat sich aber auch Ernüchterung eingestellt und es gibt immer mehr kritische Stimmen.
Probleme
Die Hauptprobleme sind, dass inzwischen oft die Frage gestellt wird, ob diese Kredite insgesamt überhaupt eine messbare entwicklungspolitische Wirkung haben. Erste Studien haben gezeigt, dass viele der untersuchten Mikrokredit-Projekte keine nennenswerten Verbesserungen bei der Armutsreduzierung , der Einkommenssteigerung oder der Schaffung von Arbeitsplätzen bringen. Es kommt immer häufiger zu Fällen, in denen sie zu Schuldenfallen werden, wobei die Kreditnehmer einen neuen Kredit aufnehmen müssen, um den alten zu tilgen. Sie schaffen es nicht, die Kredite zurückzuzahlen und geraten in einen Kreislauf der Verschuldung.
Es hat sich gezeigt, dass Mikrokredite sich bei bestimmten Gruppen eher positiv auf ihre wirtschaftliche Entwicklung auswirken als bei anderen. Insbesondere die Ärmsten der Armen scheitern häufig am Aufbau der eigenen Existenz. Dies liegt vor allem an der mangelnden Vorbildung und Erfahrung. Am häufigsten fruchten sie bei Personen, die bereits einer wirtschaftlichen Tätigkeit nachgehen und mit dem Geld eine Investition wie der Vergrößerung des bestehenden Betriebs tätigen wollen.
Fazit
Es zeigt sich, dass der Mikrokredit-Markt mittlerweile sehr groß und vielschichtig ist. Diese Art von Krediten Es zeigt sich, dass der Mikrokredit-Markt mittlerweile sehr groß und vielschichtig ist. Diese Art von Krediten sind bei Weitem kein Allheilmittel, können jedoch unter bestimmten Umständen ein guten ergänzendes Instrument zur Entwicklungszusammenarbeit sein. Wichtig ist dabei aber die Regulierung des Marktes, um einseitig profitorientierte Anbieter abzuschrecken.