1999 wurde der Euro in Deutschland eingeführt und ist seitdem auch in anderen Ländern Europas das gesetzliche Zahlungsmittel. Davor war für die Währung jedes Landes die eigene Zentralbank zuständig. Für den Euro tragen die Zentralbanken der Euro-Länder und die Europäische Zentralbank gemeinsam die Verantwortung. Dieses System der Euro-Zentralbanken heißt Eurosystem und die Deutsche Bundesbank ist dementsprechend ebenfalls Mitglied des Eurosystems. Das wichtigste Ziel des Eurosystems ist es, für Preisstabilität zu sorgen. Dabei geht es nicht um einzelne Preise, sondern um den Durchschnitt aller Preise, dem sogenannten Preisniveau.

Um es zu berechnen, werden bestimmte Waren und Dienstleistungen ausgewählt, die für das Leben der Menschen im Alltag von Belangen sind. Statistiker ermitteln jeden Monat deren Preise und berechnen den Durchschnitt, damit sich dadurch die Entwicklung des Preisniveaus bestimmen lässt. Nach Auffassung des EZB-Rats, dem obersten Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank, kann Preisstabilität am besten gewährleistet werden, wenn er mittelfristig eine Inflationsrate von 2 % anstrebt. Dieses Ziel ist symmetrisch und bedeutet, dass negative Abweichungen von diesem Zielwert ebenso unerwünscht sind wie positive. Wenn das Preisniveau über einen längeren Zeitraum deutlich steigt, spricht man von Inflation, bei einem sinkenden Wert spricht man von Deflation

Stack of gold coins with arrow and inflation text | 🇩🇪Prof… | Flickr

Die Preisstabilität ist überaus wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt. Bei Inflation sinkt der Geldwert und die Kaufkraft des Geldes nimmt dementsprechend ab. Je höher die Inflationsrate, desto dramatischer sind die Folgen. Empfänger von Gehältern, Renten und Sozialleistungen sind besonders betroffen, denn diese Einkommen bleiben auch bei Inflation zunächst einmal gleich. Das führt dazu, dass sich die Menschen wegen steigender Preise von ihrem Geld immer weniger leisten können. Hohe Inflation ist auch nachteilig für Sparer, da ihre Geldanlagen zusehends an Kaufkraft verlieren. Ein über viele Jahre angespartes Geldvermögen reicht dann unter Umständen nicht mehr aus, um den Lebensunterhalt im hohen Alter zu sichern, wie bei der Altersvorsorge beispielsweise. 

Deflation schadet ebenso der Wirtschaft wie die Inflation. Zwar können sich die Menschen bei durchschnittlich sinkenden Preisen mehr kaufen, aber ein allgemeiner Preisrückgang hat auch negative Auswirkungen. Die Unternehmen machen kleinere Gewinne, mitunter sogar Verlust und müssen deshalb eventuell Mitarbeiter entlassen. Gewinne sowie Steuereinnahmen schrumpfen, die Belastungen durch Schulden und hohe Ausgaben für Sozialleistungen nehmen zu und eine gefährliche Abwärtsspirale entsteht.

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Das Eurosystem kann mit seinen geldpolitischen Instrumenten für die so wichtige Preisstabilität sorgen, indem es die Zinsen im Euroraum beeinflusst. Im Falle einer Inflationsgefahr wird es die Zinsen erhöhen, damit weniger Kredite aufgenommen werden und nicht zusätzliches Geld in Umlauf kommt. Das hat zufolge, dass die Nachfrage nach Gütern sinkt und die Unternehmen ihre Preise nicht weiter anheben können. Teilweise werden diese sogar gesenkt, um die bereits produzierte Ware zu vertreiben. So kann eine Anhebung der Zinsen die Inflation bekämpfen, bis wieder Preisstabilität herrscht.

Im Falle einer Deflationsgefahr wird das Eurosystem die Zinsen senken. Dadurch werden mehr Kredite aufgenommen, es kommt mehr Geld in Umlauf und es werden mehr Güter nachgefragt. Der Abwärtsdruck auf die Preise lässt damit im Laufe der Zeit nach und die Unternehmen können wieder höhere Preise erzielen. Eine Zinssenkung kann also dazu beitragen, dass die Deflation bekämpft wird. So stellt sich wieder Preisstabilität ein. 

Auch langfristig wird die Sicherung stabiler Preise die wichtigste Aufgabe des Eurosystems bleiben, um eine funktionierende Marktwirtschaft, nachhaltiges Wachstum, Beschäftigung und gesellschaftlichen Wohlstand zu gewährleisten.